Auslandsflug mit drei Generationen

Auslandsflug mit drei Generationen

Ein Reisebericht von Christoph Röthenmund

Ausgangslage

Der Zielflughafen soll möglichst nahe unserem Ziel (ein Bahnhof zwischen Auxonne und Gray) unserem Ziel.

Ich wünsche mir eine Möglichkeit, um den Zoll am Zielflughafen zu machen.

Erste Vorbereitungen

In Frage kommen:

  • LFGP Gray St Adrian airfield (Aérodrome de Gray St Adrien)
  • LFGJ Dole Tavaux (Aéroport de Dole-Jura)
  • LFSD Dijon Longvic (der ist aber von unseren Gastgebern nicht präferiert)

Wir präferieren den Flughafen Gray, daher stelle ich per E-Mail eine Anfrage an den Aeroclub von Gray. Wir sind herzlich willkommen, erhalten genaue Angaben, wo wir den Flieger von Freitag bis Sonntag parkieren dürfen sowie weitere Informationen. Ich telefoniere sogar noch mit dem Verantwortlichen am Abend vor dem Abflug.

Da Zoll entgegen den Infos des Flughafens nicht möglich ist in Gray, planen wir wie folgt.

Flug LSTZ nach LSZB. In Bern dann mit Flugplan nach Pontarlier als Zolldestination. Von dort dann nach Gray. Zoll kostet in Bern nichts, es wird einfach pro Passagier eine Gebühr von CHF 10.— fällig plus die reguläre Landegebühr.

Die Zollanmeldung erfolgt in Frankreich per E-Mail, nachdem ich alle benötigten Angaben gesendet habe (Fliegertyp, Kennung, Besitzer, Pilot und Passagiere inkl. Pass oder ID Nummer, Startflughafen, Zielflughafen, geplantes Datum und Ankunftszeit), erhalte ich als Antwort ein Formular, in welches ich die Angaben eintragen kann 😊. Danach klappt es aber problemlos.

Ich plane den Hinflug mit SkyDemon, 3 Legs (LSTZ-LSZB, LSZB-LFGP, LFGP-LFEV, Ausweichplatz ist LFGJ).

Ich konsultiere dazu auch die AZBA Karte, da wir eines der Tieffluggebiete der französischen Luftwaffe durchqueren und plane sicherheitshalber zwei Varianten. Die Zonen sind aber an diesem Wochenende inkl. Freitag nicht aktiv.

AZBA (Activation des zones basses altitudes)

Zusätzlich bereite ich auf Skybriefing.ch ein Briefing vor für den entsprechenden Flug. Ebenfalls ist es sinnvoll, den nötigen Flugplan von Bern nach Pontarlier bereits vorzubereiten.

Am Abend lade ich mir im Flugsimulator 2024 die Szenerien für Gray (Freeware, auf flightsim.to) sowie die Szenerie für Pontarlier (auf simflight.com) und Dole-Tavaux (VFR Northeast auf simflight.com).

Ich übe die entsprechenden Anflüge. Aufgrund des stabilen Wetters können wir von einer Bisenlage ausgehen und daher bereits erwarten, welche RWY in use sein werden (das war dann auch so).

Nach den Flügen am Simulator (in VR natürlich) aktiviere ich sicherheitshalber das vorbereitete Briefing im Skybriefing. Und siehe da, im Notam steht folgendes:

LFEV – Gray/St Adrien

LF D2596/25 B) 2025MAY16 0900 C) 2025MAY21 1500

E) AERODROME CLSD.

LF D1577/25 B) 2025MAR31 1946 C) 2025JUN30 2355

E) UNPAVED RWY 07L/25R AND 07R/25L CLOSED.

Der Flughafen – unser eigentlicher Zielflughafen – ist also geschlossen. Der Chef des Aeroclubs hat dieses kleine Detail leider nicht erwähnt. Es lohnt sich also, die NOTAMs zu lesen!
Also, nun heisst es umplanen. Neu von Pontarlier nach Dole-Tavaux. Das wäre eigentlich ein Zollflughafen. Da die Anmeldung bereits erfolgt ist (und weniger als 12 h verbleiben) bleibt es bei der Route via Pontarlier.

Flugtag

Am Morgen des Abfluges rufe ich kurz an bei Dole-Tavaux, ob wir dort den Flieger parken dürfen übers Wochenende. Dies ist problemlos möglich. Ebenso frage ich in Gray nach, was der Grund für die (unerwartete) Schliessung des Platzes ist. Garantiearbeiten an der Piste sind es…

Das Wetter ist perfekt, und so fahren drei Generationen von Röthenmunds nach Zweisimmen. Auch auf der Strasse ist wenig los, so kommen wir pünktlich an.

In der Planung habe ich mich dafür entschieden, den Flieger fast vollzutanken, so reicht es für den Hin- und Rückflug, wenn alles nach Plan klappt, mit guter Reserve ohne erneutes Tanken. Wir haben etwa 30 kg an Gepäck dabei, somit sind wir gut innerhalb der Limiten.

Vor dem Abflug checke ich nochmals das Briefing sowie das DABS. DABS zeigt keine für uns relevanten Aktivitäten. Das Wetter ist ebenfalls gut, leichte Bisenturbulenz ist zu erwarten, dazu später noch mehr 😊.

Etappe 1: LSTZ – LSZB

Wir fliegen also los, mit schönem Gegenwind auf der Piste 35 sind wir bald in der Luft und spüren sofort, dass die Bise schon eher ausgewachsen ist. Es ist eher etwas holprig. Wir melden uns wie geplant bei Bern Tower und die Piste 32 ist in use. Ich frage um einen direkten Anflug via Aaretal, den wir auch bekommen. Der Wind ist ziemlich böig und leicht von der Seite, aber wir legen eine Punktlandung hin, die sogar ziemlich weich ist. Wir werden durch das Follow-Me-Auto zum Parkingspace geleitet, ziemlich cool!

Yanis und ich legen unsere Warnwesten an und begeben uns zum C-Büro, wo ich die Landung und die Abflugtaxe (internationale Flüge) für die beiden Passagiere zahle (CHF 10.—/Passagier). Nach einem offerierten Kaffee und Wasser sowie einer kurzen Biopause ist es Zeit, wieder in Richtung Flieger zu gehen, um rechtzeitig wie auf dem Flugplan zu starten, insbesondere wegen des möglichen Ankunftzolls in Pontarlier. 

Etappe 2: LSZB – LFGP

Das klappt, wir sind innerhalb von 3 Minuten zum Flugplan in der Luft. Der Flugplan wird durch den Tower aktiviert. Wir fliegen via Whiskey und dann dem Neuenburgersee entlang, neben dem Creux du Van durch, welcher aus der Luft spektakulär aussieht. Schon sind wir in der Vorbereitung zum Anflug in Pontarlier, es windet nun ziemlich gut 😊. Der Anflug führt uns über den Platz, dann in den Gegenanflug und schon sind wir sicher am Boden. Gerade als wir den Flieger parkieren, ist die gemeldete Zoll-Zeit -> Niemand da… Gut. Ich erfahre, dass in Pontarlier keine Gebühren zu zahlen sind, trage mich resp. unseren Flug auf dem Klemmbrett ein. Danach schliesse ich den Flugplan über die Nummer, welche dort steht, das klappt einwandfrei. 

Etappe 3: LFGP – LFGJ

Da es kein Restaurant in der Nähe hat, entschliessen wir uns, direkt nach Dole-Tavaux loszufliegen. Nun sind wir ja frei. Ich trage also den Abflug auf dem Klemmbrett ein. Wir bereiten uns vor, indem ich nochmals prüfe, ob die AZBA-Routen immer noch inaktiv sind. Das ist so, und bald sind wir wieder in der Luft. Die Bise schüttelt uns immer noch etwas durch, aber der Flug verläuft planmässig. Wir fliegen an Besançon vorbei und sehen La Veze, wo ich vor vielen Jahren einen ersten Schupperflug mit einem Fluglehrer gemacht habe. Unsere Route führt uns südlich an der CTR von Dole-Tavaux zum Punkt SE, von wo aus ich direkt nach dem ersten Aufruf und etwas Kommunikationsproblemen mit dem richtigen SQUAWK-Code ausgestattet als Number One einfliegen darf. Als ich das Flugfeld als in Sicht gemeldet habe, kriege ich direkt die Landeerlaubnis. Auf der riesigen Piste gelingt trotz starkem, böigen Wind eine butterweiche Landung (ich bin etwas stolz 😊 ) und wir werden via dem entferntesten Taxiway zum Abstellplatz gebracht, wo uns ein Lotse einweist. Nach dem Aussteigen erfahren wir im Gespräch, dass wir den Flieger noch umparkieren sollen. Der Lotse packt aber an. Wir sichern den Flieger, fixieren die Haube und ziehen die gelben Westen an (da droht in Frankreich gemäss Lotsen sonst eine Busse von € 700!). Der Lotse leitet uns durch das verlassene Ankunftsgebäude nach draussen, zu zahlen haben wir erst vor dem Abflug.

Bahnhof

Wir werden von unseren Gastgebern abgeholt und geniessen ein entspanntes Wochenende mit Pool, Bool(ing) und nicht Poolbilliard, sondern die Carambol-Variante (Tisch ohne Löcher). Dazu gibt es viel zu Schlemmern und besichtigen, die beiden Hunde und die Katze unterhalten Yanis gut (oder er sie, je nach Sichtweise).

Was wäre ein renovierter alter Bahnhof ohne Züge? Ja, es gibt echt noch Geleise, und ab und zu einen Güterzug, insbesondere in der Zuckerrübenerntesaison. Aber meistens ist es ruhig.

Anders sieht es bei der Modelleisenbahn aus, welche unser Gastgeber mit viel Liebe und Geduld am Bauen ist. Faszinierend.

Nach zwei Nächten heisst es leider wieder Abschied nehmen. Ich bereite die Zollanmeldung vor für Dole-Tavaux und die Anmeldung für Lausanne. Ebenso plane ich wieder mit SkyDemon und Skybriefing, checke das Wetter, NOTAM und AZBA sowie DABS. Soweit scheint alles zu klappen. Wir frühstücken ausgiebig und dann geht’s los zum Flughafen.

Wir rufen auf der Rufnummer des Handling Agents an, der nimmt auch sofort ab und wir werden zum Kassenhäuschen draussen neben dem Terminal geführt, wo wir die Landegebühren sowie wieder zwei Mal die Internationalen Passagiere zahlen.

Gerade alles eingeladen, Aussencheck inkl. Fueldrain abgeschlossen, da klingelt mein Telefon. Zoll von Lausanne hat unseren Flugplan gesehen, hat aber mein E-Mail mit den Zollangaben nicht erhalten. Die Übermittlung des Formulars klappt mit meiner privaten E-Mail Adresse einfach nicht, also sende ich nochmals ein E-Mail mit der Büro-Adresse. Das klappt 😊!

Somit alles ok, wir dürfen also losfliegen.

Leg 1: LFGJ – LSGL

Kurz das ATIS gechecked, und schon sind wir unterwegs. Nach dem Runup am mittleren Taxiway rufe ich den Tower auf und gebe an, dass wir «ready for departure» sind. Ich erwarte einen Takeoff direkt von der Mitte der Piste (die auch einer 737 der Ryanair oder einem A400 der fränzösisch Luftwaffe noch zu lang ist), aber der Tower will, dass ich einen Backtrack zum Beginn der Piste mache. Nach gefühlt fünf Minuten Rollen kriegen wir die Starterlaubnis. Bereits bei der Pistenschwelle sind wir in der Luft, die heute etwas ruhiger ist. Wir dürfen direkt ausfliegen und bleiben unter 2500 Fuss, so dass wir kein Handoff brauchen. Wir fliegen praktisch auf direkter Linie in Richtung Lausanne. In Lausanne bläst der Wind aus Süden, so dass wir einen Anflug via Sektor Nord auf die Piste 18 machen können. Auch hier sind wir genau zur geplanten Zeit auf dem Rollfeld, und da kein Zöllner da ist, geht’s direkt zum C-Büro.

In Lausanne zahle ich die Landegebühr sowie die beiden Internationalen Passagiere. Wir lassen den Flugplan schliessen. Nach einer kurzen Biopause geht’s zum Flieger – und schon sind wir wieder unterwegs

Leg 2: LSGL – LSTZ

Wir starten wieder auf der Piste 18 Richtung See, was immer wieder besonders spektakulär ist mit dem tollen Blick auf die französischen Alpen.

Nun geht es via Montreux und dem Schloss Chillon in Richtung Bex und dann via Col des Mosses und via Saanen zurück nach Zweisimmen. Über dem See ist es absolut still, der Flieger wackelt kein bisschen, das erste Mal auf dieser Reise 😊. Mein Vater ist froh…

Nach einem kurzen Flug und einem schönen Überflug von Saanen auf ca. 7000 Fuss fliegen wir Zweisimmen an, wie immer via Sektor W und Overhead. Wir geben Acht auf den Segelflieger, welcher sich bereit macht für einen Abflug und landen butterweich auf der Piste 35.

Wir laden den Flieger aus, mein Vater lädt alles ins Auto, während Yanis und ich den Flieger betanken, denn der muss heute noch nach Langenthal zur 100h Kontrolle überführt werden.

Mein Vater wird uns dann dort abholen.

Yanis und ich schauen noch den Start des Segelfliegers zu, und machen uns dann Abflugbereit.

Leg 3: LSTZ – LSPL

Nach dem Start stellen wir fest, dass der Wind immer noch da ist und es dazu ziemlich gute Thermik hat. Copilot Yanis darf nun übernehmen, sobald wir auf Reiseflughöhe sind.

Bei Langenthal angekommen übernehme ich wieder, und so melden wir uns für den Sektor E. Nun drehen wir wegen eines langsamen Fliegers noch eine Extraschleife, bevor wir in den Gegenanflug gehen und auf der Piste des schönen Flughafens Bleienbach landen.

Nach der Landung und dem Ausfüllen des Bordbuches sichere ich den Flieger, decke ihn mit der Plache zu, und schon ist auch mein Vater angekommen. Rechtzeitig – um die letzten Minuten der ersten Halbzeit des Fussballspiels des BSC YB und dem FC Basel auf dem iPad zu verfolgen.

Rückreise nach Basel und Elsass

Während der Heimfahrt trage ich die Flüge im Vereinsflieger ein – und ohne Stau sind wir schon bald sicher und um ein einmaliges Erlebnis reicher zu Hause angekommen! Und das Resultat des Fussballspiels von 6:2 ist für uns drei auch kein Problem 😊 (Hopp FCB!). Immerhin hat uns YB ja den Titel gesichert mit dem Spiel gegen Servette die Woche vorher…