Aero 2019 Friedrichshafen
Mehr als 700 Aussteller in zwölf Messehallen, und das direkt am Airport Friedrichshafen, da drängt sich ja ein Besuch mit dem Flugzeug förmlich auf. Erst mal provisorisch im Resair den Robin für alle vier Tage blockieren, dann das Wetter beobachten und, sobald der Tag des Fluges feststeht, drei Tage davon wieder freigeben.
So war der Plan von mir und meinem Club-Kollegen Christoph Röthenmund, mit dem ich den Flug gemeinsam durchführen wollte. Doch zwei Wochen vor dem Termin teilte mir dieser mit, dass es in Friedrichshafen keine Slots mehr gebe. Im wenige Kilometer entfernten Markdorf würden nur ULs landen können, von Mengen und Leutkirch wären die Taxikosten teurer als der Flug. Bliebe höchstens noch Konstanz; die meldeten jedoch, dass sie aufgrund einer beschädigten Graspiste nur wenig Kapazität hätten.
Meine Frau und ich wollten da aber unbedingt hin, und so entschieden wir uns fürs Auto und zwei Nächte in einem Hotel im Hafen von Romanshorn. Als klar wurde, dass das Wetter nicht so prickelnd sein würde, waren auf einmal wieder Slots zu haben, aber letztlich waren wir froh, den Landweg gewählt zu haben. Die morgendliche Anfahrt mit der Fähre Romanshorn-Friedrichshafen war angenehm sonnig, obwohl ziemlich dunstig, aber beim Rückflug am Nachmittag hätten wir gefährlich dunkle Wolken angetroffen.
Die Organisation der AERO Friedrichshafen ist vorbildlich. Im Fährhafen wird man mit dem kostenlosen Messebus in knapp sieben Minuten zum Messegelände gefahren. Es gibt eine Smartphone-App, die man sich vorgängig runterladen kann; in der sind alle Aussteller und Produkte beschrieben, und natürlich enthält sie auch einen Messeplan. Was einen interessiert, markiert man, und am Schluss zeichnet die App den effizientesten Rundgang. Die Tageskarten kann man sich vorher online besorgen, und sie sind erst noch 6 Euro billiger als vor Ort.
Ich interessierte mich vor allem für Autogyros, Ultralights und das Neueste auf dem Simulator-Markt. Und natürlich wollte ich einen Blick in unser neues Schweizer Prunkstück, den Pilatus PC-24, werfen, der vor kurzem die Falcon 900EX (2013 als Occasion erworben) unserer Landesregierung abgelöst hat.
Ein wichtiges Kapitel war erwartungsgemäss den Flugzeugen mit Elektro-antrieb gewidmet, aber die sind mit ihrer vorläufig noch limitierten Endurance vor allem für Flugschulen interessant, die bis jetzt in ständigem Lärmstreit mit den Anwohnern gelebt haben. Eine Pipistrel Alpha Electro mit 45 Minuten Endurance ist seit kurzem in Ecuvillens in Betrieb.
Autogyros und andere Ultralight-Flugzeuge sind zwar preislich sehr interessant, aber bei der Frage, ob sie in der Schweiz zugelassen seien, bekommt man überall dieselbe Antwort: „Wir sind dran.“ Und was das bei unserem geliebten Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL bedeuten kann, wissen wir leider alle, oder?
Was die Autogyros betrifft, so verweise ich auf mein Video in diesem Blog.
Von den Ultralight-Flugzeugen hat uns der PS-28-Cruiser von der tschechi-schen Firma Czech Sport Aircraft (Listenpreis ab 120’000 US-Dollar) beson-ders beeindruckt. Er glänzt mit tollem Design und präziser Verarbeitung. Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die von diesem Modell fasziniert sind, denn im Januar 2010 übernahm die Firma Piper den PS28 in Lizenz und vertreibt ihn seither unter dem Namen PiperSport.
Auf dem Simulator-Markt sind heutzutage zwei Namen allgegenwärtig:
X-Plane und Aerofly.
X-Plane glänzt seit Jahren mit einer weltweiten Abdeckung und der grössten Auswahl von Flugzeugen.
Die Grundversion Aerofly FS enthält die gesamte Schweiz mit besserer Grafik als X-Plane, allerdings mit einer beschränkten Anzahl Flugfelder. Aber dank der Funktion „Zeige Landschaftsmarken“ eignet sich Aerofly hervorragend zum Lernen der Schweizer Geografie.
Die Schweizer Firma VR-Motion stellte ihren R22-Helikopter-Simulator vor, der auf der Aerofly-Software basiert. Ich habe ja im Jahr 1993 auf dem R22 die FAA-Lizenz erworben und war daher gespannt auf dieses Gerät, das bei den Mountain Flyers in Bern bereits für die Schulung genutzt wird. Dieses Simulator-Erlebnis war für mich alles andere als realistisch. Entweder lag es daran, dass man in der Virtual Reality die Instrumente nicht scharf genug sieht, oder dass der Operator mir den Ton des Motors viel zu leise eingestellt hat.